Erfolg ist kein Glück, sondern nur das Ergebnis von Blut, Schweiß und Tränen. Das Leben zahlt alles mal zurück. Es kommt nur ganz darauf an, was du bist: Schatten oder Licht?
(Songtext Kontra K)
Mit dem Song von Kontra K puscht sich nicht nur die Fußball-Männer-Nationalmannschaft vor jedem Spiel. Viele Sportler stimmen sich mit der »Blut-Schweiß-und-Tränen«-Rhetorik auf den Wettkampf ein. Zähne zusammenbeißen, dranbleiben, kämpfen und siegen! Wer es nicht schafft, hat es nur nicht stark genug gewollt. Mit Zufall hat das alles nichts zu tun.
Tatsächlich? Gerade im Sport hängt Erfolg nicht nur von harter Arbeit ab, sondern auch von äußeren Faktoren, wie beispielsweise dem Geburtsdatum. Man spricht von dem Relative Age Effect (RAE). Kinder, die am Anfang eines Auswahljahres geboren sind, haben meist den Vorteil, dass sie älter und körperlich weiter entwickelt sind als ihre Teamkollegen im selben Jahrgang. Besonders in Mannschaftssportarten zahlt sich diese Überlegenheit aus. Kinder, die im ersten Quartal nach dem Auswahlstichtag geboren sind, haben eine höhere Wahrscheinlichkeit, in Auswahlteams aufgenommen zu werden. Hier werden sie weiter gefördert, was die Leistungsstärke gegenüber den Jüngeren zusätzlich bestärkt. Untersuchungen im Fußball haben gezeigt, dass ein überproportionaler Anteil der Spieler in den ersten Monaten des Jahres geboren ist. Im Jahr 2018 feierten 140 Profis der ersten und zweiten Bundesliga im Januar Geburtstag, nur 46 konnten im Dezember zur Party einladen. Wenn der Stichtag auf dem 1. Januar liegt, macht es für einen Elfjährigen einen enormen Unterschied, ob man am Jahresanfang den Beginn des neuen Lebensjahres feiert oder erst zur Weihnachtszeit. Die älteren Kinder erhalten mehr Anerkennung, bessere Trainingsmöglichkeiten und ein dadurch höheres Selbstvertrauen. Natürlich entscheidet der Geburtstag nicht allein über eine Sportkarriere; Talent, Disziplin und Ehrgeiz sind ebenso unerlässlich. Aber ein wenig Glück gehört eben auch dazu. Weltrekorde in den Laufdisziplinen werden sicherlich nicht bei Gegenwind erreicht. Wer sich am Startblock über Rückenwind freuen darf, hat die besseren Voraussetzungen.
Müsste es demnach umgekehrt nicht heißen, Glück ist der entscheidende Faktor für Erfolg? Oft spielen zufällige Ereignisse oder günstige Gelegenheiten tatsächlich eine entscheidende Rolle. Ein zufälliges Treffen oder eine unerwartete Gelegenheit kann eine Karriere nachhaltig beeinflussen. Viele erfolgreiche Menschen berichten, dass sie zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren. Entdeckungen oder Innovationen, sind durchaus durch zufällige Beobachtungen oder Anlässe entstanden. Eine verunreinigte Petrischale, die während des Urlaubs des Forschers Alexander Fleming auf dem Fensterbrett vergessen wurde, führte zur Entdeckung des Penicillins. Teeproben wurden für den Transport in Seidenbeutel gepackt. Der Versender Thomas Sullivan rechnete nicht damit, dass die Empfänger den Tee mitsamt der Verpackung mit heißem Wasser übergossen. Der Teebeutel war erfunden. Also doch alles Zufall?
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Diese Männer haben zwar an dem Artikel mitgearbeitet, unsere Kollegin Katrin Groß, hat sie aber alle zusammengebracht.
Bilder:
Kontra_K_(ZMF_2018)_jm75171_Von © Jörgens.mi, CC BY-SA 4.0, httpscommons.wikimedia.orgwindex.phpcurid=71584248.jpg
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Steht die Zukunft bereits fest?
Einstein sagt »Gott würfelt nicht«. Dass alles auf zufällige Prozesse basiert, war für ihn keine Option. In der klassischen Physik ist alles durch Ursache und Wirkung vorbestimmt. Das habe ich erst vor wenigen Tagen im Rahmen einer aufwändigen Überprüfung der Regeln der Mechanik bestätigt: Beim Kippen des Fensters in der Kaffeeküche ist die Kanne der Maschine zu Boden gefallen. Nach den Gesetzen der Physik ist sie dort in tausend Scherben zersprungen. Das Schiff, dass die Ersatzkanne aus Asien bis zu uns transportieren soll, steckt irgendwo auf den Weltmeeren fest. Anderen Ersatz gibt es nicht und frühestens in 8 Wochen können wir die neue Kanne in unserem Büro begrüßen. Den Titel »Lieblingskollegin des Monats« werde ich bei den Kaffeetrinkern auf absehbare Zeit nicht erhalten. Eine Verkettung unglücklicher Umstände, könnte man meinen. Die Deterministen unter uns würden widersprechen. Demnach gibt es eine eindeutige Verkettung von Ursache und Folge. Der Ausgangspunkt aller Handlungen und Gegebenheiten liegt demnach Millionen Jahre zurück und jede heutige Konsequenz ist somit unvermeidbar. Wie beim Billard die weiße Kugel beim ersten Stoß alle anderen Kugeln in Bewegung setzt und auf eine eindeutig auszurechnende Bahn schickt, stünde auch unser Tun seit Ursprung der Welt bereits fest. Bestimmt und unausweichlich. Dass die Zerstörung der Kaffeekanne quasi unumgänglich war, möchte ich den Kollegen gerne erklären. Ich ernte dafür aber nur verständnislose Blicke. Denn mit der Argumentation, dass nach den Gesetzen des Determinismus auch die elektrischen Impulse in unserem Gehirn vorherbestimmt seien und in diesem System kein Platz für einen freien Willen sei, kann ich nicht jeden überzeugen. In der deterministischen Weltanschauung wäre das jedoch die logische Konsequenz. Stephen Hawkins hat dieses Denken so kommentiert:
Selbst diejenigen, die behaupten, alles sei vorbestimmt, schauen beim Überqueren der Straße nach links und rechts.
Wenn die klassische Physik die Beschreibung der äußeren Welt ist, so regeln die Gesetze der Quantenphysik das tiefste Innere. Und da stellen sich die Dinge oft anders dar, als es unser Alltagsempfindungen glauben möchte. Hier geschehen durchaus Dinge, die nicht vorhersehbar sind. Wenn ein Atom zerfällt, liegt dies an dem instabilen Kern. Warum und wann der Zerfall stattfindet, lässt sich nicht berechnen. Zumindest erscheint es uns zufällig. Rätselhaft ist ebenso, warum sich Teilchen unbeobachtet anders verhalten, als wenn sie beobachtet, also gemessen werden. Wenn wir die zufälligen Geschehnisse auf die Funktion in unserem Gehirn übertragen, müsste dies dann aber nicht bedeuten, dass all unser Handeln und Wirken zufällig, spontan und somit unberechenbar wirr ist? Als mögliche Erklärung für das Verhalten einiger Mitmenschen oder Präsidenten mag das sogar naheliegen. Dass Naturgesetze meine Aktionen bestimmen, fällt mir jedoch schwer zu akzeptieren. Und solange ich Handlungsalternativen habe und versuche, die Konsequenzen meiner Aktionen zu kontrollieren, möchte ich mir von niemandem meinen freien Willen absprechen lassen.
Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie was man bekommt
Als Folge der Quantenmechanik stellt sich die Frage, was in unserer Welt alles zufällig geschieht. Kann man die Regeln aus der Welt des Allerkleinsten auf unser Leben übertragen? Im Englischen ist der Begriff serendipity weit geläufiger als das eingedeutschte Wort Serendipität. Das »Digitale Wörterbuch der Deutschen Sprache«, eine Seite, die wir vor einigen Monaten in unserem Newsletter vorstellten, sieht zwar einen sprunghaften Anstieg in der Häufigkeit der Verwendung des Wortes in den Zeitungen des Jahres 2023. Wenn man sich die Kurve genauer anschaut, zeigt sich allerdings, dass das Wort von 3 Meldungen im Vorjahr auf nicht gerade berauschende 42 Nennungen hinaufgeschossen ist. Keine Konkurrenz zu Wörtern wie Zufall (14.385) oder Glück (68.573 Meldungen). Serendipität meint dabei weder das eine noch das andere. Serendipität meint das, was Louis Pasteur mit »Zufall trifft nur auf einen vorbereiteten Geist« beschreibt. Das Zusammenspiel von ungeplanten Begebenheiten und dem erfolgreichen profitieren von der sich bietenden Gelegenheit. Günstige Möglichkeiten zu erkennen und positiv zu nutzen, ist sicherlich keine schlechte Fähigkeit.
Denken müssen wir sowieso — warum dann nicht gleich positiv?
Wir müssen also mit offenen Augen durch die Welt gehen, bereit sein, Chancen zu sehen und diese zu nutzen. Manifestieren – keine Sorge, jetzt wird es nicht spirituell. Dass sich ein Parkplatz vor mir auftut, wenn ich ihn mir nur fest genug wünsche? Wohl eher nicht. Und dennoch haben Sie sicherlich auch schon ähnliche Erfahrungen gemacht: Sie beschäftigen sich intensiv mit einem Gedanken. Hartnäckig schwirrt er im Kopf herum. Und plötzlich, in einer Situation, die sich völlig außerhalb der ursprünglichen Überlegung befindet, haben wir die Erleuchtung. Der Wunsch steht am Anfang. Doch nur von Träumen auf dem Sofa wird er nicht in Erfüllung gehen. Das Visualisieren und damit verbunden auch das Erkennen von möglichen Hindernissen kann es möglich machen, dass wir durch positives Denken die Sperre durchbrechen und eine Lösung finden. Sei es, dass wir ein Gespräch am Nachbartisch im Restaurant aufschnappen oder zufällig auf einen Podcast stoßen. Wir verbinden dann zwei unabhängige Gedankenstränge und kommen »out of the box« zu einem Geistesblitz.
arago Learning Solutions — Full Service Unterstützung
Warum beschäftigen wir uns in diesem Newsletter so ausgiebig mit Zufall und Glück? Unternehmen stehen gerade beim Thema Personal und Fachkräfte vor Herausforderungen. Ob diese aktuell stärker ausgeprägt sind als zu früheren Zeiten darf sich jeder selbst beantworten. Der Bereich Aus- und Weiterbildung hat sich in den vergangenen Jahren enorm verändert, vom Lernen mit Papier und Stift hin zu virtuellen Lernumgebungen. Das mag Sie vor neue Aufgaben stellen. Eventuell ist Ihnen gar nicht bewusst, in welchen Bereichen wir inzwischen Lösungen anbieten können. Durch unseren Kontakt zu Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen und mit Akademien jeglicher Couleur konnten wir uns enorm breit aufstellen. Egal welche Aufgabe Sie angehen möchten, vielleicht will es der Zufall, dass wir uns genau mit dieser Thematik bereits befasst haben. Wir wollen der Serendipität auf die Sprünge helfen. Lassen Sie uns an Ihren Ideen teilhaben. Zufall trifft nur auf einen vorbereiteten Geist: Wir freuen uns sehr, Sie bei Ihren individuellen Belangen zu beraten und zu unterstützen.
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