Mittlerweile ist es ein gutes Jahr her, dass uns die Bedeutung des Wortes »Pandemie« mit all den dazugehörigen Konsequenzen langsam bewusst wurde. Eine entscheidende Auswirkung hat sich für die Verortung der Arbeitsplätze ergeben: Innerhalb kürzester Zeit wurde der Schreibtisch, wo immer möglich, in die eigenen vier Wände verlagert.
50% DER BESCHÄFTIGTEN ARBEITEN AKTUELL VON ZUHAUSE AUS.
Zu Beginn der Virusverbreitung wurden in Betrieben bis zu 90 % aller Büro-Jobs in das Homeoffice ausquartiert. Aktuell arbeiten nach Aussage des Frauenhofer-Instituts ca. 50 % der Beschäftigten von zu Hause aus. Und haben vor einem Jahr noch fast 90 % der Berufstätigen gesagt, weiterhin lieber an dem heimischen Küchentisch arbeiten zu wollen, dürfte sich diese Aussagen zwischenzeitlich etwas relativiert haben. Denn nach der anfänglichen Begeisterung hat die Realität gezeigt, dass die Arbeitsbedingungen daheim nicht immer ideal sind. Dennoch: Wir waren überwiegend positiv überrascht, dass der Wechsel des Arbeitsortes zumeist mit wenig Reibungsverlust zu bewältigen war.
Die meisten Betriebe gehen davon aus, dass auch mit einem Ende der Corona-Krise der Arbeitsplatz in den Firmenräumen nur noch an 2 bis 3 Tagen die Woche genutzt werden wird. Dies wird Folgen in unterschiedlichen Bereichen haben. Auf der Hand liegt, dass die Unternehmen nicht mehr so viele Einzelarbeitsplätze vorhalten werden. Impliziert dies, dass wir künftig einen Leerstand der Bürotürme und verwaiste Innenstädte erleben werden? Davon ist eher nicht auszugehen. Zwar wird sich die Anzahl der Schreibtische in den Räumen verringern und der Trend weg vom eigenen »festen« Platz in den Büros wird sich wohl beschleunigen. Doch wenn sich Teams nicht mehr zufällig in der Kaffeeküche über den Weg laufen, benötigt es andere Räume für Zusammenkünfte. Der Platz wird daher weiter benötigt. Mit deutlichen Einsparungen bei den Mietkosten ist somit nicht zwangsläufig zu rechnen. Es werden aber andere Ausgaben, wie beispielsweise Energiekosten, von den Unternehmen auf die Haushalte der Beschäftigten verlagert. Der überwiegende Teil der Unternehmen versteht unter dem Begriff »Homeoffice« das mobile Arbeiten. Wer dagegen »Telearbeit« anbietet, sorgt als Arbeitgeber auch an dem heimischen Schreibtisch dafür, dass alle Vorgaben die an Arbeitsbedingungen gestellt werden, auch erfüllt sind. Das betrifft dann sowohl die Luxstärke der Arbeitsplatzleuchte bis zu der Ergonomie des Schreibtischstuhls.
Es wird interessant sein zu beobachten, ob sich die Ansprüche der Privathaushalte an die Wohnungsgrößen ändern werden. Nicht jeder hat heute unbedingt einen Raum für den eigenen Schreibtisch zu Hause. Wer jedoch plant, künftig einen guten Teil seiner Erwerbstätigkeit mobil zu erledigen, wird sich bei der Wohnungssuche vielleicht nach ein paar Quadratmetern mehr umschauen. Ob es dagegen den eigenen (Zweit-) wagen noch braucht? Wir werden sehen, ob sich die Zahl der angemeldeten PKW verringern wird.
DAS THEMA DATENSICHERHEIT MUSS IM HOMEOFFICE NEU GEDACHT WERDEN.
Auch das Thema Datensicherheit wird beim mobilen Arbeiten vor neue Anforderungen gestellt. Egal, ob man mit der eigenen oder auf der Firmenhardware hantiert: Wird es ausreichen, dass die Mitarbeiter »versprechen« mit Sorgfalt auf die Sicherheit zu achten? Ganz zu schweigen von Arbeitsmaterialien, wie Ordner und Dokumente. Hoffentlich bleibt bei dem Weg vom Arbeitsplatz daheim zum Büro nie etwas in der Bahn liegen. Auch Telefonate lassen sich nicht immer schallgeschützt vor den Ohren der Mitbewohner führen.
Für die Organisation von Teams auch auf Distanz haben wir Ihnen in den letzten Ausgaben unseres Newsletters in loser Folge einige nützliche Werkzeuge vorgestellt. So bietet der Markt einige Technologien an, mit deren Hilfe Aufgaben verteilt, Fortschritte dokumentiert und Abstimmungen vorgenommen werden können. Kreativität entsteht häufig erst im Zusammenwirken des Kollegiums. Und einem Zusammentreffen in der Realität dürften wir als soziale Wesen meist den Vorrang geben. Doch das letzte Jahr hat gezeigt, dass auch in virtuellen Zusammenkünften durchaus Weiterentwicklungen gedacht und umgesetzt wurden. Alternativen zur physischen Moderationswand im Besprechungsraum lassen sich in Online-Meetings wunderbar virtuell darstellen.
DIE FÜHRUNGSKRAFT WIRD ZUM COACH.
Wird sich die Personalführung verändern, wenn der direkte Kontakt zwischen Belegschaft und Vorgesetztem reduziert wird? Dass Führung nicht mit Kontrolle gleichgesetzt werden kann, dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben. Dagegen ist es gerade beim Arbeiten auf Distanz enorm wichtig, dass Angestellte wertschätzend, zielorientiert und mit dem nötigen Vertrauen begleitet werden. Corona hat gezeigt, dass Entscheidungen beschleunigt getroffen werden können. Und dass Teams produktiv sind, auch wenn kein Vorgesetzter ständig über die Schulter schaut. Führungskr.fte erkennen, dass sich ein Teamerfolg oft dann einstellt, wenn sie als Coaches fungieren, die vorhandenen Hindernisse möglichst aus dem Weg räumen. Führung hat neben der nötigen Fachkompetenz viel mit Kommunikation zu tun. Und die kann auch auf die Ferne stattfinden.
Ab und an ist es doch wichtig, sich im Team auszutauschen – von Angesicht zu Angesicht. © StartupStockPhotos/ pixabay.com
In den letzten Monaten sind wir alle durch ein intensives Training gegangen. Manches mag nicht gleich rund gelaufen sein. Doch ich denke die meisten können auch ein bisschen stolz sein, wie pragmatisch die Dinge angegangen wurden. Diese Erfahrungen nehmen wir mit. Und warum sollten wir nicht das, was so gut funktioniert hat wie das mobile Arbeiten, mit in die Zukunft nehmen?
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